Es ist Punkt Sieben Uhr und über unseren Köpfen klingelt der Wecker des Smartphones. Heute jagd er uns zeitig aus den Federn, denn wir erwarten Post.
Zehn Minuten später bin ich aufegstanden und werfe einen Blick unter dem Vorhang hindurch auf die Szenerie dahinter. Am gestrigen Abend hatten wir im Randgebiet der Stadt Burgas in Bulgarien einen Übernachtungsplatz gesucht und unser Glück kaum fassen können. Gedanklich hatten wir uns schon auf ein trostloses Gewerbegebiet oder einen staubigen Feldweg neben der Fernverkehrsstraße eingestellt und dann das. Direkt am Schwarzen Meer, unweit der Stadt gibt es eine Art Strandpromenade für die Städter mit Beleuchtung, Parkplatz, Radweg und ein paar Bänken.
Und genau da laufe ich jetzt entlang mit unseren beiden grauen tierischen Begleitern. Wir sind alle noch etwas verschlafen und stolpern mehr oder weniger im Licht der aufgehenden Sonne den Weg entlang.
Am Wasser steht ein Angler, eine Joggerin läuft vorbei und drei ältere Damen spazieren dick eingepackt am Ufer entlang. Noch ist es morgendlich frisch. Doch die Tage verwöhnen uns momentan mit viel wärmender Sonne.
Kurz vor Acht waren nun auch unsere zwei weiteren Hundefreunde auf ihrer Gassirunde, die Schlafsäcke sind zusammengerollt, die Vorhänge hochgebunden, der Müll entsorgt und der Tisch eingeklappt.
Kurz nach Acht sind wir wie geplant am Ortseingang von Burgas und halten auf dem Parkplatz einer Tankstelle an einem Kreisverkehr. Direkt in der Nachbarschaft befindet sich der städtische Friedhof. Zum Glück wählten wir am Vorabend nicht diese Option als Schlafplatz. An diesem Friedhof hätten wir sicher nicht so ruhig schlafen können, wie wir es auf unserer Reise schon öfters an anderen Friedhöfen getan hatten.
Nun heißt es warten, denn wir erwarten eine Paketzustellung. Die Stimmung schwankt zwischen Anspannung und Neugierde. Zweimal haben wir uns bereits Bücher per Post zusenden lassen. Und diese Päckchen wurden in Vilnius und Constanta auch postlagernd auf der jeweiligen Hauptpost für uns aufbewahrt. Nur mit Paketen will uns dies nicht glücken, obwohl es im Netz Hinweise darauf gibt, dass auch dies möglich sein müsste.
In den letzten Tagen sind mehrere E-Mails zwischen uns, dem Versender und dem Zusteller hin und her gegangen. Mit dem Ergebnis einen Übergabetreffpunkt zu vereinbaren. Zwischen halb neun und halb elf soll unser Paket hier eintreffen.
Darin befindet sich ein neuer Kocher, da unser bisheriger leider defekt war.
Knappe zwei Stunden beobachte ich den sich drehenden Verkehr im Kreisel und an der Tankstelle vor uns.
Kurz nach 10 ist es dann soweit. Ein gelber VW-Bus kurvt durch den Kreisel, wechselt die Straßenseite und hält neben Olga. Es hat tatsächlich funktioniert, was wir zu bezweifeln gewagt hatten. Seit 10:10 kann wieder gekocht werden.
Kurze Zeit später haben wir die Stadt hinter uns gelassen und fahren nun ins Landesinnere Bulgariens.
Mitte November wollen wir in Griechenland in der Nähe von Patras sein. Bis dahin ist es nun noch genau ein Monat. Ein kurze Recherche hat ergeben, dass der Benzinpreis in Griechenland deutlich höher ist als in Bulgarien. So fällt die Entscheidung ein wenig länger in Bulgarien zu bleiben leicht und wir trauen uns ins Gebirge.
Etwa zwei Stunden fahren wir durch herbstlich bunte Alleent. Die Straßen sind leer, ja leerer noch als an der Küste. Zwischen den Rebstöcken auf einem Weinberg rasten wir zum Mittag. Es ist mittlerweile kurz nach ein Uhr am Nachmittag.
Natürlich probieren wir gleich hier unseren neuen Kocher aus und bereiten uns ein schmackhaftes Mittagsmahl: Nudeln ;)
Am Nachmittag finden wir dann zwischen kleinen Seen, Weinbergen und Feldern einen schönen Schlafplatz.
Für heute hatte ich mir noch vorgenommen der Olga ein paar Streicheleinheiten zukommen zu lassen. Unser Synonym für die Prozedur, während der ich die Füllstände von Motoröl und Kühlwasser überprüfe und gegebenenfalls auffülle. Außerdem ziehe ich, wenn nötig, ein paar Schrauben und Muttern nach, beleuchte per Taschenlampe alle erreichbaren Schwachstellen und putze die Fensterscheiben von innen und außen. Nicht zu vergessen, das Abreiben der Tür- und Fenstergummis mit einem Fettstift.
Diesmal fällt mir auf, dass am Auspuff ein ehemals kleines Loch mittlerweile ziemlich groß geworden ist. So groß, dass ich nun meinen Zeigefinger durchstecken kann.
Wir beschließen, die Augen nach einer Werkstatt offen zu halten und genießen den Sonnenuntergang. Bis spät in die Nacht sind die Bauern mit ihren Traktoren auf den umliegenden Feldern noch aktiv. Doch wir schlafen nach diesem langen Tag irgendwann ein.
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